10 Medaillen, 4 Titel und ein Landesrekord


Veröffentlicht am 12. Juni 2023 von Alexander Süß

Es ist eine kleine Lebenskunst, in Stress-Situationen die Nerven zu behalten. Und im Sport ist es eine Kunst, zum Saison-Höhepunkt die beste Leistung abzurufen. Insofern haben die Nachwuchs-Leichtathleten des SV Empor Bad Langensalza bei ihren Landesmeisterschaften ein paar kleine und auch ein paar größere Kunststücke vollbracht. Mit insgesamt 10 Medaillen, davon 4 goldenen, fiel die Bilanz der beiden Wettkampf-Tage einfach nur traumhaft aus. Gute Form, Wille, Moral und bei vielen
Sportlern auch mentale Lockerheit – das waren die Erfolgsgaranten.

Dabei ist es eigentlich unbeschreiblich, was Klara Stockhaus geleistet hat. Natürlich zählte die 12-Jährige in mehreren Disziplinen zu den Favoritinnen. Aber dann – diese Abfolge an großen Momenten – das war so sehr bewundernswert. Zunächst stellte sie im 75-m-Vorlauf den Thüringer Landesrekord ein (10,23 s). Im Endlauf toppte Klara diese Marke auf 10,09 s (und hatte dabei Gegenwind). Zwei Stunden später steigerte sie sich im Weitsprung auf 4,77 m – und gewann. Und am nächsten Morgen lief sie über die 60 m Hürden schon wieder Bestzeiten – 10,06 s im Vorlauf und 10,13 s im Finale (und hatte zweimal Gegenwind). Klara, du bist die Königin von Arnstadt! Es waren ihre Titel 4, 5 und 6 in diesem Jahr! Sie liefert und liefert und liefert fast wie auf Knopfdruck. Wäre es nicht real, könnte man meinen, dieses super starke, hoch konzentrierte Mädchen ist eine Außerirdische.

Und auch das zweite große Talent aus der Empor-Gruppe, Lucie Schmied, bewegte sich, wie seit Wochen, an der Grenze dessen, was machbar ist. Über die 2.000 m der W 13 lief sie zum zweiten Mal unter 7:00 Minuten – und gewann. Das war nun der insgesamt 7. Landesmeister-Titel für Lucie. Tags darauf wurde sie mit neuer Bestzeit Zweite über 800 m, nur hauchzart geschlagen von der Favoritin Johanna Fromm aus
Erfurt. Beide Rennen waren taktische Meisterleistungen, immer in Absprache mit der befreundeten Kimberly Deidersen aus Mühlhausen, die hinter Lucie mit ebenso tollen Bestleistungen Zweite und Dritte wurde.

Empor-Trainer Ronald Schulze durfte für Klara und Lucie viel Lob vom Thüringer Leistungssport-Koordinator Willi Mathiszik, von Landestrainer Enrico Aßmus und Sichtungstrainer Steffen Droske in Empfang nehmen. Langjährige Trainer-Kollegen und Wegbegleiter brachten ihren Respekt zum Ausdruck.

Mit Silber über 2.000 m und Bronze über 800 m nimmt auch die Medaillensammlung von Victoria Dul langsam Ausmaße an, die für das sympathische Mädel der AK 14 noch vor einem halben Jahr unmöglich schienen. Stella Schein belegte den sehnlich erhofften 3. Platz im Hochsprung der W 15. Weitere Leistungssteigerungen oder Platzierungen unter den Top 6 erreichten Heidi Runau (AK 12), Jonas Langlotz (AK 13), Lisa Hesse, Emma Schüler (beide AK 15) und Jesse Raub (U 18).

Emotionaler Höhepunkt waren die Staffeln am Samstagabend. Das U 14-Quartett mit Klara, Heidi, Lucie und Franka Puderbach war vor Glück über Platz 2 hinter Erfurt kaum zu bändigen. Das U 16-Team mit Victoria, Stella, Helene Schaffel und Emma holte Bronze. Als Erfolgsbringer erwiesen sich hierbei die bis zum Rande der Geduld einstudierten Stabwechsel. Aber da hat es sich doch gelohnt, im April bei Mistwetter samstags zu einigermaßen früher Stunde die warme Bettdecke abzustreifen und zum
Training zu gehen.

Es werden auch Zeiten kommen, in denen es weniger gut läuft. Das ist ein Gesetz des Lebens, und es ist erst recht ein Gesetz des Sports. Und davon abgesehen gibt es für jeden Sportler Baustellen, an denen mit Beginn der neuen Leichtathletik-Saison im Herbst gearbeitet werden muss (der Sprint, die Hürden, Weit- und Hochsprung, die Würfe, die Grundlagenausdauer). Und es gibt sowieso nicht den allergeringsten
Anlass, hochmütig zu werden.

Vorerst aber besteht Grund zu absolut berechtigter Freude. Plötzlich haben wir zwei Landesrekordlerinnen in unseren Reihen. Der Trainer bedankt sich ausdrücklich bei seinen Athletinnen und Athleten! Er hatte wieder schlaflose Nächte – von Freitag auf Samstag, von Samstag auf Sonntag, von Sonntag auf Montag. Aber die durchwachte Nacht auf Montag war grundsätzlich eine schöne. Da liegt man und schaut durchs
Dachfenster in den Sternenhimmel, dann schaut man sich die vielen Fotos und Videos von Arnstadt an und ist einfach nur glücklich. Dafür gesorgt haben junge Menschen mit ihrer hungrigen Einstellung, für sich selbst, für die Eltern, die Trainingsgruppe, für die Sache an sich und halt auch für den Trainer ihr Bestes zu geben. Es ist eben doch noch nicht alles zu spät in dieser Gesellschaft.

Abschließend beste Genesungswünsche von der gesamten Gruppe an Felix Klauder, der die Meisterschaft wegen eines Bänderrisses leider verpasste.

Staffel-Foto: Kerstin Runau / Foto von Klara Stockhaus: Tobias Döbel