Das Meisterwerk der „Schmiedin“


Veröffentlicht am 4. Februar 2024 von Alexander Süß


Bei den Mitteldeutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten am 3. Februar in Erfurt setzte Lucie Schmied vom SV Empor das Sahnehäubchen auf ihre schon sehr erfolgreiche Wintersaison. Da die Langstrecke für ihre Altersklasse leider nicht im Programm stand, startete sie über 3.000 m außer Wertung in der U 18. Das Ziel war, in einem starken Feld ihren eigenen Landesrekord zu verbessern und es der nächsten Generation zu erschweren, ihr diese Bestmarke wegzunehmen. In 10:36,84 Minuten pushte Lucie den Rekord für die AK 14 in ungeahnte Bereiche. Dieser Lauf wurde ein Meisterwerk, auch wenn es keinen Titel und keine Medaille dafür gab.

Die erhoffte Hilfe durch die älteren Mädels blieb aus. Bereits in der Anfangsphase wurde das Rennen zu langsam. Lucie übernahm die Spitze, spulte 43er Rundenzeiten plus / minus eine Sekunde ab und erreichte fahrplanmäßig den 2.000-m-Durchgang. Und dann – müsste man meinen – sollte es doch schwer werden. Aber im Gegenteil: Lucie hielt ihr Tempo und wurde sogar schneller, gefühlt schneller als die Feuerwehr, schneller als ein Flugzeug, nur die Polizei darf schneller sein. Ganz nebenbei festigte
das Lauftalent aus Henningsleben mit dieser überragenden Zeit ihren 2. Platz in der deutschen Hallen-Bestenliste der U 16.

Dieser neuerliche, rein von der Leistung her größte Erfolg von Lucie hat viele Väter. Und Mütter! Eltern und Großeltern bieten ihr alles, was sie braucht, und sind immer mit ganzem Herzen dabei. Der Verein unterstützt die Leistungssport-Gruppe in Bad Langensalza nach Kräften. Die Trainingsgruppe gibt ihr Rückenhalt. Der intensive fachliche Austausch mit Landestrainer Enrico Aßmus am Erfurter Olympiastützpunkt zahlt sich aus, sein Knowhow ist unersetzlich. Und es ist die „Schmiedin“ selbst, ihre Natur, es ist die ureigene Mischung, die sie in sich vereint, eine Mischung aus Talent, Fleiß, Wille, Glaube, Struktur, Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Menschlichkeit.

„So ein Mädchen trainieren zu dürfen, das ist ein Geschenk“, gestand Trainer Ronald Schulze, der viele Glückwünsche entgegen nehmen durfte. „Es sind, für die Athletin und den Trainer, 100 Tage Plackerei für einen Tag Belohnung. Wird sie mal krank oder ist sie verletzt, werden es 200 Tage Plackerei für nichts. Das ist ein hartes Brot.

Das muss man wollen. Lucie will das. Und diese Einstellung ist fast schon die halbe Miete. Dazu ihr Talent, Kommunikation auf Augenhöhe, viel Training, aber kein Krawall-Training, sondern Training mit Weitsicht – und dann kommt der Erfolg.“ Am Ende des Tages durfte Lucie Interviews geben – bei Willi Mathiszik, dem Chef der Thüringer Leichtathleten, bei Emma Herwig, die den Livestream kommentierte.

Damit war dieser Sahne-Tag abgerundet. So viele Tage dieser Sorte gibt es nicht. Irgendwo auch gut, zu viel Sahne ist ungesund. Jetzt geht es in die Regeneration, bevor sie wieder beginnen, die 100 Tage der Trainingsarbeit, die hoffentlich in einen nächsten großen Moment im Sommer münden. Danke Lucie, und bitte behalte deine Bodenständigkeit und den Respekt vor allem, was noch vor dir steht!