Der Konter von Klara und die Keule von Lucie


Veröffentlicht am 10. September 2023

Mit Klara Stockhaus und Lucie Schmied wurden die beiden besten Leichtathletinnen des SV Empor Bad Langensalza vom Thüringer Landesverband zum 5-Länderkampf der Altersklasse U 14 nach Dessau eingeladen. Dabei traten die größten Talente aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gegeneinander an. Es ist wohl nicht übertrieben, dieses neue Format als ostdeutsche Meisterschaft zu bezeichnen. Noch dazu fand der Wettkampf im ehrwürdigen Paul- Greifzu-Stadion statt – einer heiligen Stätte der Leichtathletik. Zuletzt hinterließen dort deutsche Top-Sportler wie Malaika Mihambo, Gina Lückenkemper und Johannes Vetter ihre Spuren. Die Organisation und die Stimmung waren mega, und – besonders schön zu erleben – der Zusammenhalt im Team Thüringen war Vereins-übergreifend riesengroß.

Klara war zunächst für den 75-m-Sprint und für die 4 x 75-m-Staffel nominiert. Vier Tage vor dem Wettkampf erfuhr sie, dass sie wegen des Ausfalls einer Jenaer Athletin auch im Hürdensprint gebraucht wird. Und ausgerechnet im Hürdenwald verlief sich Klara. Sie brauchte 8 anstatt der für sie sonst üblichen 7 Schritte bis zur 1. Hürde und kam dadurch aus dem Rhythmus. Das ist ihr noch nie passiert – nicht im Training und nicht im Wettkampf. Die angestrebte gute Zeit war futsch. Aber: Wer Klara kennt, der weiß um ihre Jetzt-erst-recht-Mentalität. Im Flachsprint rannte sie in 10,32 s bei 2,1 m/s Gegenwind als beste Thüringerin auf Gesamtplatz 6 von 15 Starterinnen. Dabei lagen nur Wimpernschläge zwischen den Rängen 3 und 6. Auch als Startläuferin für das Staffel-Team Thüringen I machte Klara einen guten Job. Also war der Tag mehr als gerettet. Dazu muss man wissen, dass Klara mit ihren 12 Jahren noch immer dem jüngeren Jahrgang der U 14 angehört.

Hinter dem Start von Lucie über die 800 m standen bis zuletzt dicke Fragezeichen. Wegen ihrer Zahnspange und ihres dadurch sich verschiebenden Kiefers traten im Sommer orthopädische Probleme auf (Rücken, Knie). Dazu kam eine Krankheit mit Fieber im Vorfeld des Länderkampfs. Nach der Erwärmung gab Lucie grünes Licht. Es wurde ein von ständigen Positionswechseln geprägtes, unruhiges Rennen. Lucie hielt sich im Mittelfeld auf und lag vor den letzten 200 Metern auf Position 7. Sie merkte, dass da nach vorn noch was gehen könnte, packte die Keule aus, nahm in der Kurve den weiteren Weg in Kauf und zeigte auf der Zielgeraden ungeahnte Spurt- Qualitäten. Und – kaum zu glauben – sie wurde in der Mittagshitze in 2:30,71 min, wiederum als beste Thüringerin, Dritte. Welch überragendes Gefühl, bei solch einer hochdotierten Veranstaltung auf dem Sieger-Treppchen zu stehen.

Am Ende hatten Klara und Lucie wichtige Punkte für die Landesauswahl geliefert. Die Thüringer Mädels konnten sich über den 3. Platz in der Länderwertung freuen. Und beide Empor-Mädchen haben viele Erfahrungen gesammelt. Es ist ihnen so sehr zu wünschen, dass sie irgendwann (vielleicht / hoffentlich) bei einer überregionalen Meisterschaft starten. In Dessau haben Klara und Lucie gemerkt: Die Konkurrenz ist heftig, aber wir können – Stand heute – mithalten.