Klaras lehrreicher Ausflug in die Heide

Mit den Beinen läuft man nicht in den Himmel, sagt ein deutsches Sprichwort. Na logisch, sagen die Leichtathleten, mit den Beinen läuft man ins Ziel. Die Frage ist nur, wie schnell. Klara Stockhaus antwortet: am besten sehr schnell. Mit dem Vorsatz, wieder einmal sehr schnell zu sein, reiste unsere Königin des Sprints gemeinsam mit Mama Anja und ihrem Trainer an Himmelfahrt in die Lüneburger Heide. Dort richtete der SV Nienhagen seinen Sprint-Cup aus. Vor drei Jahren war Klara schon mal dort
gewesen, hatte gewonnen und war als beste Teilnehmerin geehrt worden.
Nach sehr nettem Geplauder über dieses und jenes auf der Hinfahrt wurden wir von herzlichen Gastgebern empfangen. Die deutsche Selbstgefälligkeit ist in der Heide noch nicht angekommen. Nach den Unwettern des Vortags zeigte sich der Himmel gnädig. Das kleine feine Sportplatz-Gelände streiften einige Bollerwagen-Fahrer, sängerisch durchaus veranlagt, mit einem Pegelstand von 1,70 m bereits am Mittag. Klara konzentrierte sich auf ihre „Arbeit“. Man merkte, sie ist älter geworden – jetzt,
kurz nach ihrem 14. Geburtstag, spulte sie ihre beinahe einstündige Zeremonie der Erwärmung routiniert runter.
Punkt 12 fiel der Pistolenschuss zu den 60 Metern. Klara brauchte dafür 8,15 s und blieb eine Zehntel über ihrer Bestzeit. Grund war ein für sie ungewohnt schlechter Start. Der gelang ihr über die 100 m besser, und dann standen 12,80 s auf der Uhr –damit lag sie nur noch eine Hundertstel über ihrer Bestleistung. Die 150 m, eine so genannte krumme Strecke, absolvierte sie in der für eine 14-Jährige sehr guten Zeit
von 19,49 s. Interessant zu beobachten war, dass Klara bei den 100 und 150 Metern jeweils auf eine überlegene, wenn auch ein Jahr ältere Kontrahentin stieß. Das ist sie nicht gewöhnt, und das hat sie beeindruckt. Gleichwohl anerkannten beide Mädels die Leistungen der jeweils anderen (Klara auf dem Foto mit Fiona Antonia Lucya vom TV Stadtoldendorf, die sogar einen Stadionrekord lief).
Am Ende gewann die Sprint-Queen vom SV Empor als einziger Gast aus Thüringen die Gesamtwertung der AK 14 souverän mit 2.022 Punkten. Als Geschenk bekam sie ein großes Paket mit frischem Spargel aus der Heide. Die kleine Enttäuschung, nicht ganz an vorangegangene Wettkampf-Ergebnisse und überragende Trainingsleistungen herangekommen zu sein, nehmen wir so mit. Fiona profitierte vom Duell mit Klara, Klara wirkte eher gehemmt und konnte die Situation nicht für sich nutzen. Sie war einfach nicht frei. Andererseits kann kein Sportler im Wochentakt die Welt einreißen.
So konnten wir vor den entscheidenden Titelkämpfen im Juni lehrreiche Erkenntnisse ziehen. Deutschlandweit gibt es etwa 30 14-jährige Mädels, die als „sehr schnell“ bezeichnet werden dürfen. Klara gehört dazu, sie ist vorn mit dabei. Sie ist für uns ein Geschenk des Himmels. Künftig wird sie öfter gegen Schnellere antreten müssen. Sie wird es lernen, sich dadurch mitreißen und nicht ausbremsen zu lassen und auch unter solchen Bedingungen ihr Potenzial abzurufen. Doch erst mal hoffen wir jetzt, dass der Spargel geschmeckt hat.