Lucie läuft deutsche Jahresbestzeit über die Hindernisse


Veröffentlicht am 17. Juni 2025 von Alexander Süß

Für zehn Leichtathleten der Nachwuchs-Leistungsgruppe des SV Empor standen Mitte Juni die Landesmeisterschaften im Wettkampf-Kalender. Erstmals erstreckten sich diese Titelkämpfe über drei Tage. Zum Auftakt am Freitagabend startete Lucie Schmied über die 1.500 m Hindernis im Jahn-Stadion von Arnstadt. Nur sechs Tage nach ihrem Top-Rennen von Leuna steigerte sich Lucie erneut. Mit einem fast irren Tempolauf sicherte sie sich ihren 19. Landesmeister-Titel und verbesserte den von ihr selbst gehaltenen Thüringen-Rekord. Mehr noch – sie erfüllte sich ihren Traum, mal an der Spitze der deutschen Bestenliste zu stehen. Mit der Super-Zeit von 4:58,33 min schob sie sich bei windigen Bedingungen und 28 Grad Abendhitze drei Zehntel-Sekunden vor Mila Klein aus Berlin, einem der größten 15jährigen Lauf-Talente Deutschlands. Lucies Zeit liegt nur neun Sekunden über dem deutschen Rekord von Jolanda Kallabis, Tochter von Hindernis-Europameister Damian Kallabis.

Am Samstag kulminierte die Nachmittags-Hitze bei 33 Grad. Unsere Staffel-Mädels Linda Stadelmann (am Vormittag PB im Sprint), Marie Trübenbach, Klara Lachmund und Charlotte Hagen (75 m erstmals unter 11 s) lieferten über die 4 x 75 m ein sehr salonfähiges Rennen mit guten Wechseln ab und belegten in der WJ U 14 Rang 7 in 43,34 s. Franka Puderbach (W 15) ging ihre Meisterschaft hochmotiviert und mit viel „Bock auf Sport“ an. Im Kugelstoßen wurde sie Fünfte, im Weitsprung und über die 100 m konnte sie ihre sehr guten Trainingsleistungen nicht wie erhofft umsetzen.

Klara Stockhaus gewann erwartungsgemäß die 100 m der W 14. Dabei kämpfte sie mehr gegen den Wind als gegen die Konkurrenz. Im Vorlauf wehte ihr eine Nordseereife steife Brise ins Gesicht (minus 3,1 m/s). Im Finale waren es 1,8 m/s Gegenwind, so dass es „nur“ zu einer Siegerzeit von 12,80 s reichte. Abends stürzte sich Klara ins Abenteuer 300-m-Langsprint. Hier wurde sie in sehr guten 42,81 s Dritte hinter den beiden 15jährigen Victoria Keksel und Johanna Fromm von der Erfurter Sportschule.

Lustigerweise war es Klaras allererste Bronzemedaille. Bislang hatte sie entweder gewonnen, und wenn sie nicht gewonnen hatte, war sie Zweite geworden. Am Sonntag unterbot Klara im 80-m-Hürden-Vorlauf in 11,98 zum zweiten Mal die 12-s-Marke. Im Finale unterlief ihr ein fast folgenschweres Missgeschick: Sie lief die 1. Hürde mit acht statt mit sieben Schritten an. Plötzlich war alles seitenverkehrt. Wie gut, dass wir im Training oft auch mit dem „falschen“ Bein üben. Instinktiv schaltete Klara auf Blitz-Korrektur um, war schon an der 2. Hürde wieder im Rhythmus und rettete damit die Goldmedaille. So wurde es der 6. (!) Landesmeister-Titel 2025 für unsere „Frau Königin“. Zuvor hatte Charlotte bereits eine Hürden-Bestzeit geschafft.

Auf der Mittelstrecke rannten die „kleine Klara“ und Jonas Langlotz (AK 15 / Rang 4) zu Bestleistungen. Um 14.15 Uhr am Sonntag fegte dann ein Sturm der Wehmut durch das Stadion und es wurde sehr, sehr emotional. Victoria Dul, unsere Mutter der Nation, lief ihr letztes Rennen. Über die 800 m der U 18 ließ sie nochmals alles, was sie geben konnte, aufder Bahn. Mit der grandiosen Bestzeit von 2:27,40 min holte sie sich zum Abschied die Silbermedaille. „Vici“ konzentriert sich künftig auf die langfristige Vorbereitung ihres Medizinstudiums und auf die Betreuung ihrer polnischen Großfamilie. Dennoch wird sie uns als Freizeitläuferin und neue Co-Trainerin erhalten bleiben. Victoria, du hast so viel geleistet. Danke! Für deinen Trainer bist du eine kleine Heldin.

Unter dem Strich waren es gute Landesmeisterschaften für die Leichtathleten aus Bad Langensalza. Wieder einmal haben wir es geschafft, im Moment, als es drauf ankam, abzuliefern. Eine kritische Anmerkung sei jedoch gestattet: Anstatt sich auszuruhen und vielleicht noch ein leichtes Auftakt-Training zu absolvieren, stand Victoria am Tag vor ihrer letzten großen Meisterschaft zehn Stunden als Kampfrichter-Helfer in der Sonne. Sie hat das gern gemacht, aber das war natürlich alles andere als eine optimale Wettkampf-Vorbereitung für ein Mädchen, das größte Verdienste an der Entwicklung unserer Leistungsgruppe hat. Demnächst opfert sich noch der Trainer selbst, der zwischen Freitagnachmittag und Sonntagabend 30 Stunden gearbeitet und dabei einmal mehr 4 Kilo verloren hat, als Kampfrichter, damit seine Sportler starten dürfen. Dass wir einen Helfer stellen müssen, war lange genug bekannt. Hier hat das viel gepriesene harmonische Miteinander der TG Schulze, die eine große Anhänger-Schar hat, kläglich versagt.

Fotos: Ronald Schulze