Lucie und Ruben – die Rekord-Geschwister


Veröffentlicht am 21. Mai 2024 von Alexander Süß

Es gibt einen Kultfilm, der heißt „Lola rennt“. Beim Leichtathletik-Training in Bad Langensalza gibt es seit geraumer Zeit eine Lucie, die rennt. Und wenn diese Lucie Schmied zum Wettkampf fährt, muss man mit etwas Großem rechnen. So war es auch am Pfingstsamstag in Ohrdruf, als Lucie ihre Runden drehte. Unbeirrt, unaufhaltsam, unbarmherzig gegen sich selbst, mit fast übermenschlicher Anstrengung. Mit einer Power-Puste wie die Film-Lola, mit einer irren Fähigkeit, sich zu mobilisieren. Der zweite Kilometer war schneller als der erste. Und am Ende wurde es in 6:42,71 min ein neuer Landesrekord über 2.000 m der AK 14. Den alten hielt 23 Jahre lang Lisa Klawonn aus Erfurt.

Der eigens zur Unterstützung von Lucie angereiste Landestrainer Enrico Aßmus zeigte sich begeistert: „Das war eine mitreißende, willensstarke Energieleistung von Lucie. Besonders die Schlussrunde von 72,7 Sekunden hat mich beeindruckt.“ Einen Tag vor ihrer Konfirmation machte sich das Mädchen aus Henningsleben mit ihrem nunmehr dritten Landesrekord selbst eines ihrer schönsten Geschenke. Sie widmete dieses Rennen aber auch der verstorbenen Schwester ihres Trainers. Einer Schwester, die den Weg der Schützlinge ihres Bruders immer verfolgte und wertschätzte, und die nun „von oben“ zuschaute.

30 Minuten nach Lucie startete „der kleine Schmied“ – ihr Bruder Ruben – zu seinem 800-m-Lauf. Und der Wahnsinn ging weiter. Denn auch Ruben stürmte zu einem neuen Landesrekord. 2:35,02 min – so schnell war noch kein 10jähriger Junge aus Thüringen in einem Stadion. Mama Frances und Papa Torsten – ihr dürft so stolz auf eure Kinder sein. Damit haben die Leichtathleten des SV Empor Bad Langensalza innerhalb nur eines Jahres, zwischen Pfingsten 2023 und Pfingsten 2024, insgesamt 6 Landesrekorde an sich gerissen. Das muss man erst mal bringen. Das ist ja alles nicht mehr normal . . .

Neben dem erfolgreichen Rekord-Geschwister-Pärchen (schade, dass man nirgendwo recherchieren kann, wie oft bzw. wie selten so was bislang passiert ist) konnten sich viele andere Athleten freuen. Aus der Kindergruppe waren das Matilda Shokoya über ihren 3. Platz im Vierkampf sowie Elmaida Limani und Franz Himpel, die in ihren 800-m-Läufen deutlich unter 3 Minuten blieben. Aus der Leistungsgruppe erreichten neue Bestwerte: Klara Lachmund und Jonas Langlotz (beide 800 m), Lena Richter (Kugel, Ball, 800 m), Lea Herold (Hoch), Heidi Runau (Sprint), Franka Puderbach (Sprint und Weit), Tine Eichentopf und Lisa Hesse (beide Kugel und Speer). Dicke Ausrufezeichen setzte Klara Stockhaus, die den Flach- und den Hürdensprint in der W 13 gewann. Über 75 m blieb Klara erstmals unter 10 Sekunden (9,95 s). Noch
spektakulärer war ihre 60-m-Hürdenzeit, da standen 9,67 s auf der Uhr.

Aber, liebe Leute, bitte immer auf dem Teppich bleiben! Es stehen weitere Aufgaben vor uns. Alles, wirklich alles geht nur über harte Arbeit. Worin ihr jedoch unschlagbar seid, das ist dieser unfassbare Zusammenhalt. Das ist der Zuckerguss über der Torte. Dafür seid ihr so sehr liebenswert. Im nächsten Leben wird der Trainer im Nebenjob Regisseur und dreht darüber einen Film.