Oh Klara, du machst uns sprachlos

Im unmittelbaren Vorfeld der Landeseinzelmeisterschaften der Leichtathleten ergab eine spontane Blitzumfrage in der Umkleidekabine, dass die meisten Sportler der TG Schulze bei Oma zu Mittag essen. Nudeln mit Tomatensauce, Milchreis, Backfisch mit Kartoffelbrei, Bohnensuppe, Bratklops – da läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Gepaart mit dem Geheimtraining der letzten Tage waren die Athleten des SV Empor sehr gut vorbereitet auf den Hallen-Wettkampf-Höhepunkt dieses Winters.
Herausgesprungen sind fünf Medaillen, elf Finalplatzierungen und elf Bestleistungen bei 18 Starts, das ist eine 60-Prozent-Quote, so etwas gibt es selten. „Blauer Blitz“ (Wettkampfkleidung), „schwarzer Pfeil“ (Trainingskleidung), „Frau Königin“ – das sind nur einige der Rufnamen für Klara Stockhaus. Ab sofort nennen wir sie auch noch „Rakete“. Klaras Landesmeisterschaft im Stenogramm: 11.30 Uhr 60 m Vorlauf der AK 14 Sieg in PB (8,09 s). 12.40 Uhr 60 m Finale Sieg in PB (8,05s). 15.10 Uhr 60 m Hürden Finale Sieg in PB (9,24 s). 16.30 Uhr Weitsprung Sieg in PB (5,11 m). Drei Titel an einem Tag, die „dreifache Klara“, überall so gut wie nie zuvor. Das gibt es wohl nur 1 x im Leben. Da bleibt einem die Spucke weg. Da bleibt einem der Mund offen stehen. Aber aus diesem offenen Mund kommen keine Worte.
Das macht einen einfach nur sprachlos. Für ihre Konkurrentinnen ist Klara fast ein Gespenst, das ist wirklich ungeheuerlich. Bei ihr treffen Talent, Trainingseifer, Sucht nach Siegen, Neugierde auf Neues im Training, große Bescheidenheit und größte Herzlichkeit aufeinander. Klara schaltet 24 Stunden vor dem Tag X auf Wettkampf-Modus, schläft trotzdem gut, pusht sich eine halbe Stunde vor dem Start nochmals
und fährt sich eine halbe Minute vor dem Schuss runter. Das ist Kunst! Nebenbei bemerkt, sie hat eine künstlerische Ader. Sie schreibt gerade an einem Buch. Es hat schon 48 Seiten. Wahrscheinlich wird es ein Bestseller.
Die vierte Goldmedaille an diesem denkwürdigen Samstag steuerte Lucie Schmied bei. In einem unrunden, ja fast verrückten 800-m-Rennen der AK 15 zahlte sich die mit Abstand beste Grundlagenausdauer für Lucie aus, als sie auf der Schlussrunde allen weglief und in 2:23,09 min ihren 4. 800-m-Hallen-Titel in Folge einsammelte. Super schön zu registrieren, dass ihre Freundin Kimberly Deidersen aus Mühlhausen mit Bestzeit Zweite wurde. Kim, wir haben dir das so sehr gegönnt! Vieles über Klara Gesagte trifft auch auf Lucie zu. Nicht zufällig sind die beiden so erfolgreich. Dazu kommt bei Lucie noch diese für eine 14,5-Jährige unschlagbare Struktur. Da können zehn Sachen gleichzeitig auf sie einstürzen, man braucht sich nie zu sorgen, dass das Training darunter leidet. Der Hype um ihre Person ist einem fast zu fett, aber sie weiß damit umzugehen. Sie bleibt bei sich, ganz das Mädchen vom Bauernhof.
Das Leben ist einfach, man muss es nur für sich ordnen. Da hilft es, wenn man Heu macht, das Vieh versorgt und den Hühnern beim Pickern zuschaut. „Lulu“, wir wünschen dir ein ganz dickes Fell, also Gesundheit und Verletzungsfreiheit auf dem Weg zu deiner ersten deutschen Meisterschaft im Sommer in Ulm.
Und überhaupt, diese ganze Gruppe kann man nur lieben. Egal, ob das Talent bei den anderen überschaubar oder kaum vorhanden ist, sie zerreißen sich alle beim Training. Sie streben alle nach Perfektion. Sie kommen alle bei jedem Wetter. Und sie hassen es, krank zu sein, weil sie dann das Training verpassen. Also waren auch die weiteren Ergebnisse hochverdient: Linda Stadelmanns 4. Platz im Weitsprung der AK 13 mit 4,37 m. Lena Richters 6. Platz im Kugelstoßen der AK 13 mit 6,71 m. Der 6. Platz
unserer 4 x 100-m-Staffel der U 14 mit Linda, Marie Trübenbach, Lena und Charlotte Hagen. Die Sprint-Bestzeiten von Linda, Charlotte, der „kleinen Klara“ (Lachmund) und Franka Puderbach. Die Endkampf-Teilnahme von Franka im Weitsprung der AK 15. Und – völlig überraschend – die Bronzemedaille von Jonas Langlotz im 800-m-Lauf der AK 15. Es sind alles feine Kinder. Dieser Respekt, mit dem sie dem Trainer gegenübertreten, da schießen einem die Tränen in die Augen. Und wir alle zusammen bilden eine so starke Gemeinschaft.
Erwähnt werden soll auch noch, dass Lucies jüngerer Bruder Ruben (AK 11) am Tag danach beim Bambino-Sportfest (600 Teilnehmer aus 58 Vereinen ! ) über 800 m ebenfalls Gold holte. Und weitere Lauf-Talente haben wir in unserer Kindergruppe. In der AK 8 ist es Anni Schütz (Platz 2), in der AK 10 sind es Franz Himpel (Platz 2 mit PB) und Merle Topf (Platz 3). Abschließend kommen wir zum Ausgangspunkt
zurück: Die heutige Ehrenrunde gehört den tüchtigen Omas aus Bad Langensalza und Umgebung: Bitte fahrt weiter die Herdplatten hoch, schmeißt ordentlich Gewürze in die Pfanne, immer gut umrühren, so kommen eure Enkelkinder mit vollem Tank zumTraining, und dann ist alles vortrefflich.